Die Kleinen und die Bösen

Heute stellen wir euch den Film „Die Kleinen und die Bösen“ auf Stadtgame vor. Benno hat bereits vor Jahren den einstigen Idealismus verloren – Kriminelle wieder zu einem funktionierenden Teil der Gesellschaft zu machen sieht er heute eher pragmatisch. Umso stärker trifft es ihn daher, als er in das Privatleben seines Langzeitklienten Hottes gezogen wird, einen ziemlich hoffnungslosen Fall.

Die Kleinen und die Bösen
  • Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
  • Christoph Maria Herbst, Peter Kurth, Anneke Kim Sarnau (Schauspieler)
  • Markus Sehr (Regisseur) - Martin Ritzenhoff (Autor) - Christine Kiauk (Produzent)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Nach dem Tod von Hottes halbwüchsigen Sohn macht es sich Benno zur Aufgabe, wenigstens die Tochter aus dem perspektivlosen Umfeld zu holen – sehr zum Missbehagen Hottes! Dabei entdeckt Benno auch an sich völlig neue Seiten, muss mit den eigenen privaten Problemen kämpfen und wird am Ende sogar selbst in kriminelle Machenschaften gezogen.

Benno muss sich fragen, was er vom Leben eigentlich will, wo etwa Dinge wie Familie oder Liebe dabei abgeblieben sind, und ob der Job des Bewährungshelfers überhaupt jemals nach Feierabend aufhört.

Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte

Bereits die Produktion des Filmes „Die Kleinen und die Bösen“ gleicht einem kleinen Abenteuer: Das Drehbuch wurde schon 2004 von Drehbuchautor und Musiker Xao Seffcheque (Manta – der Film) und Martin Ritzenhoff (Vorstadtkrokodile) geschrieben, allerdings gab es bis zum tatsächlichen Dreh immer wieder Probleme mit der Finanzierung.

Nach Zusage von Christoph Maria Herbst für die Rolle des Sozialarbeiters Benno Meurer 2012 kam die Produktion langsam ins Rollen. „Die Kleinen und die Bösen“ wurde 2014 unter Regie des Jungregisseurs Markus Sehr („Eine Insel names Udo“) abgeschlossen, und spielt sowohl in Köln, Hannover als auch auf Teneriffa.

Neben Herbst (bekannt als Büroekel Stromberg) spielt Peter Kuruth die Rolle des Hotte, die beiden Jungschauspieler Jasper Smets als Dennis, Emma Bading als Jenny, sowie Ivo Kortlang als Ivic. Die ungarische Schauspielerin Dorka Gryllus (Soul Kitchen) als Anabell Cabando, sowie Anneke Kim Surnau als Tanja. Für den Sountrack sorgen Ryan Robinson und Paul Eisenach (Verlorene).

Zusammenfassung & Story vom Film „Die Kleinen und die Bösen“

Bewährungsarbeiter Benno teilt dasselbe Schicksal wie so viele Sozialarbeiter: einst idealistisch, heute vom Alltag ernüchtert. Benno arbeitet pragmatisch und ist über die Jahre zum Zyniker verkommen. Und auch seinen Klienten Hotte kennt er bereits seit einer gefühlten Ewigkeit und gibt sich keinen Illusionen mehr hin: als überzeugter Kleinkrimineller pendelt Hotte zwischen Gefängnis und Bewährungshilfe.

Als dieser unverhofft das Sorgerecht seiner beiden halbwüchsigen Kinder Jenny und Dennis bekommt – die er noch nie gesehen hat – ist sich Benno sicher: Hotte als Vater ist eine schlechte Idee. Bemüht darum, dass die Kinder in einem betreuten Wohnen unterkommen muss Benno jedoch zusehen, wie Hotte, samt Kinder in die Wohnung der verstorbenen Großmutter zieht. Fortan gilt: Harz4, Alkohol und den einen oder anderen Coup – kein Widerspruch zum Vatersein.

Doch die nächste Tragödie folgt: Dennis verunglückt tödlich und Benno vermutet, dass Hotte ihn in eine kriminelle Handlung mit einbezogen hat. Dieser bestreitet die Vorwürfe, was Benno jedoch nicht davon abhält, Jenny aus dem perspektivlosen Umfeld herauszuholen und temporär bei sich einzuquartieren – natürlich gegen Hottes Willen. Seine Freundin Tanya ist davon ebenfalls weniger begeistert und wünscht sich stattdessen eine eigene Familie – ganz klassisch und ohne Adoptivtochter.

Wäre da nicht ein Problem: Benno ist unfruchtbar. Und da die Beziehung ohnehin nicht mehr das Wahre ist, fühlt sich Benno zu allem Überfluss zu Kellnerin Anabell hingezogen, die versucht, sich und ihrer behinderten Tochter in Deutschland ein besseres Leben zu ermöglichen. Jenny verliebt sich währenddessen in den Nachwuchskriminellen Ivic, einem Bekannten von Hotte.

Gemeinsam planen diese bereits den nächsten Coup, während Jenny sich nach Familie und Stabilität sehnt. Und auch bei Benno melden sich die alten Ideale zurück und er entwickelt Vatergefühle – ist er am Ende doch ein Familienmensch und unter all dem Zynismus steckt immer noch der alte, idealistische Benno? Doch auch Hotte ist entschlossen, um das Sorgerecht zu kämpfen – nach dem letzten großen Coup möchte er sich mit Jenny auf Mallorca absetzen.

Als das erbeutete Geld über Umwege schließlich bei Benno landet, steht dieser vor der Wahl: Geld oder Ideale? Am Ende fügt sich alles mehr oder weniger glimpflich und Benno landet mit seiner „neuen Familie“ – bestehend aus Hotte, Jenny, Anabell samt Tochter und Ivic auf den Azoren – Sozialarbeit unter Palmen also.

Kritiken und Fazit zum Film „Die Kleinen und die Bösen“

Die Kleinen und die Bösen“ prämierte 2015 auf dem Filmfest München und wurde dort mit dem FIPRESCI Preis der Internationalen Filmkritik nominiert. Markus Sehr erhielt eine Nominierung unter der Rubrik „Beste Nachwuchsregie“, Emma Bading für ihre Rolle als Jenny (Nominierung zur besten Nachwuchsdarstellerin). Es folgte eine weitere Nominierung Sehrs vom Deutschen Regiepreis Metropolis.

Sehrs Bemühung, Genregrenzen miteinander verschwimmen zu lassen, zeigt sich vor allem in der Mischung aus ernsten, tragischen Szenen, die sich mit skurillen Dialogen und komödiantischen Elementen abwechseln. Das kleine Experiment zahlte sich – „rotz einem etwas längeren Anlauf – aus.

Und auch Herbst bemüht sich, das Stromberg-Image abzulegen und zeigt dabei, dass er mehr schauspielerisches Profil besitzt als nur den tyrannischen Büroneurotiker zu spielen. Die Frage, wie man sich als Sozialarbeiter vom täglichen „Job“ – Menschen und deren Schicksale abgrenzen soll, wenn man doch selbst auch nur ein Mensch ist, wird hier gekonnt und oftmals überzogen dargestellt und dabei auch das eine oder andere Klischee auf die Schippe genommen.

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